Marketingfachleute sollten wissen, was in der Social-Media-Welt passiert und wie ihre Marken auch dauerhaft relevant für Nutzerinnen und Nutzer bleiben – Trends sind schnelllebig. Was sind 2024 die entscheidenden Social-Media-Entwicklungen für einen Boost der Bekanntheit? Und was gehört in eine effektive Strategie, um sich vom Wettbewerb abzugrenzen? Ich wage eine Prognose für das Jahr 2024.
Social-Media-Trends 2024: Wie sich die Nutzerbedürfnisse verändert haben
Die Nutzung von Social Media nimmt immer weiter zu. Waren es 2020 weltweit „erst“ 3,71 Milliarden Social-Media-Nutzende, sind es 2024 bereits 5,04 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer. Das entspricht einem Zuwachs von etwa 1,3 Milliarden Menschen in nur vier Jahren, beziehungsweise einem durchschnittlichen Plus von acht Prozent pro Jahr.
Um 2024 mit Ihrem Nischenthema im Social Web sichtbar zu werden, sollten Sie auf eine gute Kundenbeziehung und die richtigen Kanäle setzen. Außerdem bewähren sich Authentizität, passender sowie qualitativ hochwertiger Content in der richtigen Länge und ein gutes Storytelling.
Dabei ist weiterhin klar: Auf Plattformen wie TikTok und Instagram finden die Userinnen und User Unterhaltung, bunte Abwechslung und neue Kontaktmöglichkeiten, die Ablenkungen vom Alltag bieten. Genau hier können Unternehmen ansetzen.
Damit Sie Ihre Möglichkeiten rechtzeitig erkennen, habe ich mich damit auseinandergesetzt, welche Trends sich derzeit entwickeln und wie Sie sie erfolgreich für sich nutzen können.
Social Media wird immer öfter der Hauptkanal, um ein Markenimage zu kreieren, die Kundschaft zu informieren und Produkte zu verkaufen. Marken, die transparent und schnell in den sozialen Netzwerken mit Menschen interagieren, sich für neue Plattformen öffnen und selbst die nächsten Trends setzen, erobern das Herz des Publikums.
1. Kurzvideos sind nicht mehr so stark gefragt
Im Jahr 2023 gaben 80 Prozent der im Social-Media-Trends-Report von HubSpot und Meltwater befragten Marketerinnen und Marketer an, dass Kurzvideos besser als anderer Content funktionieren. Der reine Fokus auf Kurzvideos wird 2024 allerdings etwas abflachen. Denn längere, informativere Videos bedeuten im Umkehrschluss auch, dass Menschen mehr Zeit auf den jeweiligen Plattformen verbringen.
Dass dieser Trend zunehmen wird, zeigt allein ein Blick auf die Längen der Videoformate auf den für Kurzvideos beliebten Plattformen wie Instagram und TikTok. Auf letzterer Plattform werde ich als Creator inzwischen sogar finanziell belohnt, wenn ich Videos hochlade, die länger als eine Minute sind. Instagram dagegen testet sogar Reels mit einer Länge von bis zu zehn Minuten aus.
Auch wenn längere Videoformate relevanter werden, ist der Kurzform-Content längst nicht abgeschrieben: Die Mischung macht’s! Rund ein Drittel der Marketingfachleute investieren laut neuem Social-Media-Trends-Report 2024 von HubSpot und Meltwater nach wie vor das meiste Geld in Kurzvideos.
Das ergibt aus meiner Sicht auch weiterhin Sinn. Userinnen und User teilen die kurzen TikTok-Videos und Instagram-Reels schließlich auch auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen. Zudem sind die meist unterhaltsamen Videos kurzweilig und nett anzuschauen.
Machen Sie sich diesen Omnichannel-Effekt zunutze, denn nicht selten werden erfolgreiche TikTok-Videos auch auf Instagram geteilt. Aus meiner Sicht ein großes Plus für Unternehmen: Sie haben auf TikTok die Möglichkeit, Werbung zu schalten, die mit einer emotionalen Ansprache punktet und die Markenwerte charmant vermittelt.
2. Immer mehr Content wird mit KI generiert
Der zweite Social-Media-Trend 2024 ist einer, der nicht überraschend kommt: Immer mehr Content für Social Media wird mit der Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt. Ich selbst nutze zahlreiche Tools wie ChatGPT oder Midjourney und probiere mich aus. So ergeht es auch vielen Marketingverantwortlichen.
Laut der HubSpot-Umfrage glauben 87 Prozent, dass KI-Tools in der Social-Media-Strategie 2024 essenziell sind, 92 Prozent nutzen sie bereits im täglichen Workflow.
Die Einsatzgebiete sind dabei vielfältig. Die meisten nutzen KI zur Ideenfindung für Social-Media-Content (45 Prozent), gefolgt von der Caption-Erstellung (42 Prozent) und der Anpassung des Contents auf eine andere Zielgruppe (39 Prozent).
Was spannend sein wird, sind die Regulierungsversuche von KI. Mit dem EU AI Act gibt es auf europäischer Ebene erste beschlossene Gesetze. Ich gehe davon aus, dass es das ein oder andere Unternehmen etwas abschreckt oder vor bürokratische Herausforderungen stellt. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass KI sich weiter seinen Weg in die Social-Media-Abteilungen bahnen wird.
3. Social-Media-Teams in Unternehmen wachsen weiter
Immer mehr Social-Media-Kanäle wollen täglich aufs Neue mit kreativem und nutzerzentriertem Content bespielt werden. Unternehmen haben erkannt, dass es sich lohnt, qualitativ hochwertige Inhalte zu erstellen. Hierfür werden Ressourcen in Form von kreativen Social-Media-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern notwendig.
Dass die internen Social-Teams wachsen, habe ich bereits im vergangenen Jahr festgestellt. Denn: Zeitintensives Community Management wird immer mehr erwartet, auch 2024. Marken sollten in den Kommentarspalten aktiv sein, authentisch mit ihren Followerinnen und Followern interagieren und immer wieder mit neuem, frischen Content aufwarten.
Die Meltwater-Daten in unserem Social-Media-Trends-Report zeigen, dass vor allem humorvolle Videos am besten performen, die die eigene Marke reflektieren und mit denen sich Nutzende identifizieren können. Ebenfalls beliebt: Unternehmen necken sich auf Social Media gern gegenseitig, um ihren jeweiligen USP hervorzuheben.
Wichtig: Übertreiben Sie es bei diesem sogenannten „Brand Beef“ nicht, sonst verlieren Sie meiner Meinung schnell an Authentizität.
4. Qualität vor Quantität in der Content-Produktion
Rund zwei Drittel der befragten Marketingverantwortlichen in unserem Social-Media-Trends-Report geben an, dass hochwertiger Content für sie wichtig ist und sie im Zweifel Qualität vor Quantität sehen.
Als Konsument sehe ich das ähnlich. Lieber begegne ich einem gut recherchierten Post oder einem hochwertigen Video, als mich durch dutzende, schnell per KI kreierte Content-Pieces scrollen zu müssen.
Was jedoch ebenfalls wichtig ist: Social Media war schon immer und bleibt auch 2024 schnelllebig. Um also nicht zu viel Budget – laut Statista sind es 2024 etwa 3,8 Milliarden Euro für Social-Media-Werbung – auszugeben, können Sie zwischendurch auf authentische, schnell erstellte Trend-Inhalte setzen. TikTok eignet sich hierfür perfekt. Werfen Sie dafür zum Beispiel einen Blick auf die aktuell beliebtesten Hashtags und orientieren Sie sich daran.
5. Social SEO für die Suche auf TikTok und Co. wird wichtig
Verbraucherinnen und Verbraucher suchen nicht mehr nur bei Google, sondern direkt auf Social Media. Rund 84 Prozent der Befragten der HubSpot-Umfrage im vergangenen Jahr gingen davon aus, dass 2023 häufiger direkt auf Social Media nach Marken gesucht werde als in Suchmaschinen. Ein Jahr später sind es 3 Prozent mehr, also 87 Prozent der Marketingprofis, die dieser Meinung sind.
Grafik zur Erstellung „Immer mehr Social-Media-Verantwortliche glauben, dass mehr auf Social Media als über Suchmaschinen gesucht wird“ – 84 Prozent 2023 gegenüber 87 Prozent 2024
Das bedeutet für Sie: Optimieren Sie Ihre Social-Media-Accounts mit Keywords und relevanten Hashtags. Gerade TikTok mischt weit vorne bei den beliebtesten Suchmaschinen mit – Social SEO wird also immer wichtiger.
Horizont beruft sich in einem Artikel auf die Youngmates-Studie laut der bereits ca. 40 Prozent der Gen Z nicht mehr über Google und andere Suchmaschinen nach Informationen, Restaurants oder Produkten suchen, sondern auf den sozialen Plattformen.
Mein Tipp daher: Optimieren Sie Ihre Profile, vor allem auf TikTok, Instagram und Facebook. Durch die immer beliebter werdende thematische Suche ist es beinahe unabdinglich.
6. Vertrauensbooster dank Influencer Marketing und User Generated Content
Influencer Marketing sollte nicht mehr bloß als eine Reihe isolierter Social-Media-Posts betrachtet werden. Integrieren Sie diesen wichtigen Baustein in Ihr gesamtes Social-Media-Gerüst.
Es sind bereits 62 Prozent der in unserer Trends-Umfrage befragten Social-Media-Profis, die mit Influencerinnen und Influencern zusammenarbeiten und so User Generated Content (UGC) erhalten – also all jenem Content, den Marken durch ihre Followerschaft erstellen lassen, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen.
Ich bin davon überzeugt, dass sich langfristige Influencer-Partnerschaften für Ihre Marke auszahlen. Ebenso wichtig ist es, lebendige Beziehungen zwischen Ihrem Unternehmen und der Community zu schaffen. Authentizität ist hier ein wichtiges Stichwort, das Jahr für Jahr weiter an Bedeutung gewinnt.
Unternehmen setzen im Rahmen ihres Social-Media-Marketings 2024 wie schon im Jahr zuvor nicht mehr ausschließlich auf prominente Accounts mit vielen Followerinnen und Followern – das ist laut unserer Studie nur bei 38 Prozent der Befragten der Fall. Deutlich interessanter werden in Zukunft Mikro- sowie Nano-Influencerinnen und -Influencer. Diese haben unter 10.000 Fans und ermöglichen den Zugriff auf eng vernetzte und leicht zu überzeugende Communitys.
7. Social Selling wird für den Vertrieb von Produkten wichtiger
Der E-Commerce boomte in Zeiten der Pandemie und erzielte Rekordumsätze. Dieser Aufwärtstrend wird sich auch 2024 fortsetzen: Der Handelsverband Deutschland rechnet im Online-Handel mit einem Umsatz von 88,3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2023 lag die Prognose noch bei 85,4 Milliarden Euro.
Dabei sollte immerzu daran gedacht werden: Die Käuferinnen und Käufer Ihrer Produkte sind ebenfalls auf den gängigen Social-Media-Plattformen unterwegs. Mit neuen Werbeformaten für bestehende organische Inhalte können Sie auch im Jahr 2024 genau bei den Menschen punkten, die bereit sind, auf Instagram und anderen Plattformen einzukaufen.
Diese Nutzenden besitzen eine hohe Kaufbereitschaft und klicken neugierig auf ansprechende Social Ads. TikTok bietet mittlerweile wie auch Facebook und Instagram ein integriertes Shopping-Erlebnis, das die Plattform für die E-Commerce-Branche noch interessanter gestaltet.
Knapp 90 Prozent der in der HubSpot- und Meltwater-Umfrage befragten Social-Media-Profis sehen Social Selling als Schlüsselkomponente ihrer Strategie. Folgende Daten untermauern genau diese Pläne: Eine Statista-Studie prognostiziert, dass sich die weltweiten Social-Commerce-Umsätze bis 2030 auf 8,5 Billionen US-Dollar belaufen werden. 2026 sollen es bereits fast drei Billionen US-Dollar sein.
Doch aus meiner Sicht ist in diesem Zusammenhang eines wichtig zu verstehen: Es geht nicht rein um die Verkäufe auf den Social-Media-Plattformen. Vor allem sollte es Ihr Ziel sein, über damit in Verbindung stehenden, hochwertigen Content eine nachhaltige Kundenbindung aufzubauen.
8. Social-Media-Content auf Nischenplattformen
Die Erwartungen an Ihren Content seitens der Kundschaft sind hoch. Die Menschen erwarten von Unternehmen, dass sie zu bestimmten Themen Haltung beziehen, sich aktiv einbringen und mit der Community auf Augenhöhe kommunizieren. Dabei informieren sich viele mittlerweile auf Nischenplattformen, wie zum Beispiel LinkedIn.
Dementsprechend verlagern sich auch die Aufmerksamkeiten und Handlungsentscheidungen der Social-Media-Verantwortlichen. Es fließt laut HubSpot-Umfrage bei jeder und jedem Vierten weniger Zeit in Facebook und bei rund einem Drittel weniger Zeit in X, ehemals Twitter. Neue Nischennetzwerke oder etablierte Plattformen wie LinkedIn und Pinterest treten hingegen verstärkt in den Vordergrund.
Prüfen Sie also, welche Plattformen für Ihre Zielgruppe relevant sind und entwickeln Sie Content-Ideen, die dort funktionieren und relevant sind.
Dabei müssen es nicht immer als soziale Netzwerke etablierte Plattformen sein. Testen Sie Neues – wie sieht es beispielsweise mit Reddit, Quora, Lemon8, Jodel, BeReal oder Threads aus? Denn für mich ist immer auch die eigene Zielgruppe bei der Wahl der Plattform entscheidend, nie nur die reinen Nutzerzahlen.
Fazit: 2024 wird ein aufregendes Jahr für Social Media
Nie veränderte sich die Welt so rasant wie heute. Das gilt auch für die sozialen Netzwerke. Ob alle acht von mir vorgestellten Trends genau in der Art eintreten oder sich weiter so entwickeln? Das kann ich nicht mit Gewissheit sagen.
Ich bin mir allerdings bei einigen Punkten sehr sicher. KI wird immer stärker für Social Media genutzt – nicht nur in der Content-Creation, auch in der Analyse oder aber im Kundenservice, wo sich Bots um die Kommunikation kümmern. Zudem wird Social Selling wichtiger, hier besteht die wichtige Verbindung zu Social SEO.
Meine abschließende Empfehlung: Gehen Sie mit den Trends, probieren Sie neue Dinge aus – ob Plattformen oder Content-Ideen, KI-Tools oder Influencer-Partnerschaften. Social Media ist schnelllebig und lebt davon, Trendwellen zu reiten. Werfen Sie dafür auch einen Blick über den Tellerrand auf Ihre Konkurrenz oder Brands, die in Sachen Social Media oft First Mover sind. So erhalten Sie Inspiration und surfen bestenfalls die Welle.
Ich lese so ziemlich alles über Facebook, Insta und Co. aber diese Zusammenfassung der aktuellen Trends ist wirklich kurzweilig. Sehr gute Zusammenfassung.
Wusste gar nicht, dass ihr Social Media auch macht, dachte ihr könnt nur Textildruck und Sticken und sowas …